Das Schreiben von Postkarten ist durch das Aufkommen digitaler Kommunikationsformen zu einer aussterbenden Kunstform verkommen. Anstatt einen handschriftlichen Gruß aus dem Urlaub nach Hause zu schicken, senden wir unserer Familie schnell ein paar Fotos über Whatsapp oder posten unsere neuesten Erlebnisse auf Instagram, wo wir auf viele Likes von Freunden und Followern hoffen. Irgendwie schade, oder?
Postkarten Schreiben als Urlaubstradition
Ich bin noch mit dem Gefühl aufgewachsen, dass das Postkartenschreiben einfach zum Urlaub dazu gehört. In meiner Familie ist es Tradition. Ebenso einstudiert wie die Tatsache, dass man sie immer viel zu spät abschickt und sie folglich mitunter erst ankommen, wenn man schon seit Wochen wieder zu Hause ist. Die Postkarte ist ein Kultobjekt, dem man an beliebten Urlaubsorten überall auf der Welt begegnet. Jede Stadt, die etwas auf sich hält und Touristen willkommen heißt, hat Ansichtskarten mit den schönsten Sehenswürdigkeiten im Angebot.
In Deutschland gibt es die Tradition seit den 1870er Jahren, damals dienten Postkarten als reine Mitteilungsform. Mit dem Aufkommen des Tourismus änderte sich das und die Postkarte avancierte vom notwendigen Kommunikationsmedium zum netten Gruß an die Daheimgebliebenen.
Rettet die Postkarte!
Und selbst dieser Gruß droht nun auszusterben. Vielleicht weil es manchmal gar nicht mehr so einfach ist, die richtigen Worte zu finden. “Mit dem Wetter haben wir Glück, es ist warm und sonnig. Die Unterkunft ist schön, das Essen schmeckt“. Wer so eine Karte im Briefkasten findet, wird sie wohl kaum aufbewahren, um sich auch in einigen Jahren noch daran zu erfreuen.
Ein bisschen mehr Mühe sollte man sich beim Postkartenschreiben also schon geben. Was habe ich bisher erlebt? Wie sehen meine Tage aus? Was habe ich noch geplant? Und wieso schreibe ich jemandem diese Karte? Vermisse ich die Person, vielleicht würde ich meine Erlebnisse auch gerne mit ihr teilen? Dann sollte man das auch schreiben, denn über einen herzlichen Gruß freut sich jeder. Und wer auch in der Ferne an seine Lieben zu Hause denkt, wird bestimmt bald selbst wieder Urlaubsgrüße in der Post finden.
Postkarten bringen uns zurück in die alte Zeit des Briefeschreibens und geben uns so viel: Das gespannte Warten, das neugierige Öffnen des Briefkastens und die Freude über einen handschriftlichen Gruß: Jemand hat an mich gedacht, in tausenden Kilometern Entfernung, und diese Karte für mich ausgesucht und auf den Weg geschickt. Gegen dieses Gefühl kann jede WhatsApp-Nachricht einpacken.